Menschen | 22. Januar 2020 | Daniel Adler

Mannheims Nachtbürgermeister Hendrik Meier

„Mannheim ist ein unglaublich lebenswerter Ort!“

In der Presse wurde in den letzten anderthalb Jahren bereits ausgiebig über Hendrik Meier als ersten Nachtbürgermeister Deutschlands berichtet. Seine deutschlandweite Vorreiterrolle als Night Mayor Mannheims trat der heute 28-Jährige am 01. August 2018 an. Längst hat der gebürtige Nürnberger in unzähligen Interviews berichtet, wo denn nun seine Aufgaben als neuer Nachtbürgermeister liegen. Die Leute seien eben neugierig – und so erklärt uns Mannheims sympathischer Nachtbürgermeister geduldig aufs Neue, wie denn nun sein Arbeitsalltag tatsächlich aussieht.

Nach einem Studium an der Mannheimer Popakademie und seiner Arbeit als Booker, bewegt sich Hendrik seit jeher privat als auch beruflich in der Nachtkulturszene. Der Wunsch in diesem Bereich etwas bewegen und mitgestalten zu können, sei der wohl größte Motivationsgrund gewesen, sich 2018 für das Amt des Nachtbürgermeisters zu bewerben.

„Wenn man einmal den Zugang zur Kultur gefunden hat, ist man für immer auf die ein oder andere Art mit ihr verbunden. Das lässt einen nie mehr ganz los!“

Und so seien auch die vermeintlich negativen Begleiterscheinungen, wie die Arbeit am Wochenende oder die ständige Rufbereitschaft, etwas, das man für die Liebe zur Kultur gerne in Kauf nähme.

Als Vermittler und Schnittstelle zwischen Betreibern, Stadtverwaltung und Anwohnern steht Hendrik im steten Austausch mit dem Ordnungsamt und den Mannheimer Stadtbehörden. Die erste vermeintliche Überraschung dabei: selbst ein Bürgermeister der Nacht arbeitet vorrangig tagsüber und zu gängigen Büroarbeitszeiten.

„Einen typischen Arbeitsalltag zu skizzieren, wäre dennoch recht schwierig“,

erklärt mir Hendrik. Morgens fänden meist behördliche Termine, mit dem Ordnungsamt oder politischen Ämtern, statt. Termine mit den Gewerbetreibenden oder Anwohnern hingegen eher in den Nachmittags- oder Abendstunden. Dazwischen muss auch ein Nachtbürgermeister Ordnung im Posteingang schaffen oder an den laufenden Initiativen arbeiten.

Ein weiterer und wichtiger Aufgabenbereich stellt die Vernetzung der ansässigen Club- und Barszene dar. So organisierte er mit der Kulturellen Stadtentwicklung im vergangenen Oktober die erste internationale Nachtkultur-Konferenz NØK, zu der Teilnehmer aus ganz Deutschland angereist sind. Aber auch in Form von kleineren Biertisch-Runden möchte Hendrik die Vernetzung der Nachtkulturbetreibenden weiter voranbringen. Dabei wünsche er sich manchmal ein wenig mehr Initiative auf Seite der Betreibenden, damit er selbst in seiner Rolle als Night Mayor mehr investieren könne:

„Als Nachtbürgermeister fungiere ich in erster Linie als Ansprechpartner der Nachtkulturszene. Ob Veranstalter, Club- oder Barbesitzer: wenn diese Personen Schwierigkeiten haben oder Lust haben etwas Neues auf die Beine zu stellen und mehr zu machen, stehe ich Ihnen so gut es geht zur Seite.“

Hendrik und das Team der Kulturellen Stadtentwicklung haben ihren Arbeitsplatz inzwischen in den Räumen des Mannheimer Gründerinnenzentrums Gig7 gefunden. Zentral gelegen, an den Jungbusch angrenzend in einem wunderschönen, renovierten Gründerzeithaus. Neben Beratungs- und Workshop-Angeboten finden sich in den oberen Stockwerken des Kompetenzzentrums auch zahlreiche Office Plätze für (angehende) Gründerinnen.

Das selbstbestimmte Arbeiten sei sowohl die schönste als auch schwierigste Seite seines Berufes. Nach anderthalb Jahren im Amt habe Hendrik, nicht zuletzt auch dank der Unterstützung durch das Team der Kulturellen Stadtentwicklung, nun in seine Strukturen gefunden. Wie in jedem anderen öffentlich wirksamen Amt, musste sich auch Mannheims Night Mayor den Respekt und das Vertrauen zunächst erarbeiten.

„Da lief man in der Vergangenheit eben auch drei Mal gegen die gleiche Wand – nur eben mit einem anderen Paar Schuhe. Jeder, der denkt, dass man in diesem Amt Anforderungen stellen könnte, nur weil der Bürgermeister im Titel steht, hat sich geschnitten!“

lacht Hendrik.

In Nürnberg aufgewachsen, lebt der 28-Jährige seit seinem Studium in der Quadratestadt und würde Mannheim inzwischen ohne jeden Zweifel als seine Heimat bezeichnen. Ich frage, was die Mannheimer Nachtkultur denn für ihn ganz persönlich und im Privaten so besonders mache:

„Das Schöne an Mannheim ist die Breite des Angebots. Ob alternatives Feiern auf der Friesenheimer Insel, studentisches Feiern am Kaiserring oder im Jungbusch oder die feinere Variante in der Innenstadt. Hinzu kommen super viele Restaurants, die dank Mannheims Multikulturalität auch ein großes Angebot an internationalem Essen anzubieten haben. Die kurzen Wege, man kann ja hier fast alles zu Fuß erreichen, machen das Ganze auch ein wenig kiezig.“

Hendrik wäre aber natürlich kein guter Nachtbürgermeister, wenn er nicht auch hier Verbesserungsbedarf sehen würde. So sei das nächtliche Angebot über die normalen Uhrzeiten hinaus doch etwas dürftig:

„Je später es wird, desto schwieriger wird es!“

Gleichzeitig gäbe es auch noch im Nahverkehr die ein oder andere Lücke zu schließen, um auch nach Mitternacht noch problemlos von A nach B zu kommen. Aber auch hier arbeitet das Team rund um Hendrik bereits an möglichen Lösungen.

„Ich mag Mannheim einfach unfassbar gerne! Es ist faszinierend zu sehen, was eine Stadt mit gerade einmal 300.000 Einwohnern so zu bieten hat. Wenn man hier Lust hat, sich am kulturellen Leben zu beteiligen und sich auch mal aus seiner eigenen „Bubble“ hinauswagt, dann ist Mannheim unglaublich lebenswert!“,

schwärmt Hendrik. Und da können wir, das Interview abschließend, nur zustimmen!

by Daniel Adler

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