Genuss | 17. August 2021 | Daniel Adler

„Pasta und Hip-Hop. Das ist das, worum es geht“

Das Preemo in der Neckarstadt-West

Mit dem Preemo hat in der Neckarstadt-West vor wenigen Wochen ein außergewöhnliches Restaurant eröffnet. Hier trifft lauter Hip-Hop auf selbstgemachte Pasta und die apulische Küche auf türkische Sucuk. Passt das zusammen? Wir durften probieren und haben mit Besitzer Marco Panzini über das ungewöhnliche Konzept seines neuesten Restaurants gesprochen.

Gleich zu Beginn der Mittelstraße findet man das Preemo in der Mannheimer Neckarstadt zwischen Street Art und Baustellenverkleidungen. Von außen ist es recht unscheinbar, ohne großes Schild über dem Eingang, das auf das neue Restaurant aufmerksam machen will. Setzt man jedoch den ersten Schritt in das Lokal, wird der erste Eindruck revidiert. Auf einem königsblauen Boden stehen rosa Sitzbänke und Tische mit bunten Platten. Die Wände in Betonoptik und der laute Rap, der aus den Boxen dröhnt, bilden dazu einen Kontrast. Wer denkt, die Farben seien zufällig ausgewählt, der täuscht sich. Auf Nachfrage verrät Marco:

Die Grundidee für die Farben war der Airmax 90 für Frauen. Den trage ich heute übrigens auch. Dieses Jahr gibt’s den zum ersten Mal in meiner Größe. Deswegen hast du hier vor allem das Blau, das Rosa und das Grau.

Folgt man dem langen Gang des Restaurants, kommt man am Ende zu einer provisorisch gebauten Treppe aus Bierkästen, die in einen großen Innenhof führt. Auch hier mangelt es nicht an Farben: Die Wände zieren zahlreiche Graffiti.

Im Preemo dreht sich alles um zwei Themen, die dem Besitzer besonders am Herzen liegen. Er erzählt uns:

Meine zwei großen Lieben, die ich hier zusammenführe, das sind Pasta und Hip-Hop. Das ist das, worum es geht.

Daher rührt auch der Name des Lokals. Denn Preemo spielt auf „Primo“ an, den ersten Gang in der italienischen Küche, der meist aus einem Pasta- oder Reisgericht besteht. Außerdem ist er eine Hommage an Hip-Hop-DJ und Produzent DJ Premier, genannt „Preemo“, von dem Marco großer Fan ist.

Motto des Restaurants ist „traditional extravaganza“ – also traditionelle Extravaganz. Auch diese Idee liegt im Hip-Hop begründet, wie Marco erklärt:

Im Hip-Hop sagt man häufig: Respect the architect. Das heißt, egal wie neu, funky und innovativ du bist: Du musst trotzdem wissen, woher etwas kommt. So ist das bei uns auch ein bisschen. Tradition und Innovation schließen sich aber auch nicht aus, ganz im Gegenteil. Ohne Innovation gäbe es gar keine Tradition.

Traditionelle italienische Einflüsse und Rezepte treffen also auf ausgefallene kulinarische Ideen. Das spiegelt sich schon in den Vorspeisen wider, wo Soft-Tacos mit Caponata, einem süßsauren Gericht mit Tomaten und Auberginen aus Sizilien, gefüllt sind oder eine spanische Gazpacho mit italienischem Ricotta getoppt wird. Obst, Gemüse und Miesmuscheln werden dem Restaurant einmal wöchentlich aus Italien geliefert. So kann Chefkoch Mario Bailardi, der erst im letzten Jahr von Taranto nach Heidelberg gezogen ist, mit echten italienischen Zutaten arbeiten. Durch die offene Küche des Restaurants, können ihm Gäste dabei zusehen.

Die Hauptgerichte im Preemo gibt es immer in zweifacher Ausführung. Auf der Karte kann man unter „Primo“ die traditionelle Version eines Gericht alla Nonna – also wie bei Oma – wählen, während unter „Preemo“ das ausgefallene Pendant zum Klassiker zu finden ist, das Rezept also mit einem neuen Dreh versehen wurde. So hat man beispielsweise zwischen klassischen Spaghetti Aglio Olio e Pepperoncino oder der Neu-Interpretation des Gerichts, einer Kombination aus Chili-Tagliatelle mit der türkischen Knoblauchwurst Sucuk, die Wahl.

Im Gespräch mit Marco wird schnell klar: Die klassischen italienischen Gerichte auf der Karte kennt er aus erster Hand. Sein Vater stammt aus Mola die Bari in Apulien, weshalb der Besitzer weiß, wie die Gerichte schmecken müssen. Auch unbekanntere apulische Spezialitäten haben so ihren Weg nach Mannheim gefunden. Zum Beispiel Riso Patate e Cozze, ein Reisgericht aus dem Ofen mit Kartoffeln und Miesmucheln. Die außergewöhnliche Version des traditionellen Gerichts besteht wiederum aus mit Miesmuscheln gefüllten Gnocchi auf Kartoffelschaum, die Meeresfrüchtefans eine aufregend ungewohnte Kombination bietet.

Bekanntere Rezepte wie Tagliatelle al Ragù gibt es dann auch als Ramen-Version mit zartem Rindfleisch und Pasta in Fleischbrühe: Ganz ohne asiatische Gewürze, dafür aber mit obligatorischem Ei und feinem Gemüse. Das Pendant zu Casarecce alla Crudaiola, einem lauwarmen Pastasalat mit rohem Gemüse, sind Preemo’s Crudaiola Candies: Pasta in Bonbonform, gefüllt mit gesüßtem Ricotta. Diese Verbindung muss man mögen, das gibt auch der Chef zu, als er das Gericht beschreibt:

Caramelle ist die Form, drin ist ein gesüßter Ricotta. Dazu gibt es Tomate und Pesto. Das ist eine recht einfache Re-Interpretation der Crudaiola. Ich kann es nur jedem empfehlen, das zu probieren: Es ist etwas ganz Feines, aber auch sehr speziell. Es ist so ein ‚Love it or Leave it‘ Gericht.

Zum Essen kann man aus naturbelassenen Weinen wählen, die von der Florinstube Heidelberg selektiert wurden.

Wer es simpel mag, der bestellt sich als süßen Abschluss Obst und darf es dann selbst schneiden, wie das auch in Italien üblich ist. Möchte man bereits geschnittene Früchte, wählt man am besten die Pavlova, die mit einer Crème Chantilly verfeinert wird. Italienisch ist hier zwar nur das Obst, das tut dem süßen Klassiker jedoch keinen Abbruch.

Atmosphärisch passt das Preemo mit seiner Hip-Hop-Attitüde und seinem Graffiti-Innenhof in das Flair der Neckarstadt-West. Hinter der hippen Fassade überzeugt das Restaurant aber durch fundierte italienische Kochkunst, die eine genießerische Reise nach Apulien bietet, ohne sich vor den kulinarischen Einflüssen anderer Länder zu verschließen.

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